Serie Corona-Rückschlag für Jugendarbeit der Trachtler

Mühldorf – 94 Jahre ist der Trachtenverein Mühldorf alt, die beiden letzten Jahre dürften zu den schwierigsten der Vereinsgeschichte gehört haben. Denn wie viele andere Vereine hat die Pandemie die ohnehin schwierige Kinder- und Jugendarbeit des Gebirgstrachtenerhaltungsvereins GTEV Edelweiß Mühldorf weiter erschwert. In der neuen Serie „Vereine, Jugend, Corona“ fragt die Heimatzeitung nach, wie es der Jugendarbeit in den heimischen Vereinen geht, die heimischen Trachtler machen den Anfang.

Nur Junge können Traditionen fortführen

Feste, Fahnenweihen, Auftritte, Theateraufführungen, Platteln und vieles mehr zeichnen den Verein aus. Aktuell zählen die Mühldorfer Trachtler etwa 180 Mitglieder. 40 davon sind aktiv. Dazu kommt noch Nachwuchs, mit etwa 20 jungen Mitgliedern.

Der Verein hat eine Aktivengruppe, Volkstanzgruppe, Theatergruppe, ein Musikleben und natürlich den Stolz jedes Vereins – die Kindergruppe.

Nachwuchs ist enorm wichtig, denn nur er kann Traditionen fortführen. Das weiß auch der Vorsitzende des GTEV Edelweiß Mühldorf, Georg Waldinger (61) aus Mühldorf, der den Verein seit 1993 führt.

Er sorgt sich um den Nachwuchs. Schließlich verlieren durch Corona zusehends mehr Kinder und Jugendliche das Interesse an Aktivitäten.

„Wir haben jedes Jahr den Maibaum aufgestellt. Wegen Corona konnten wir das nicht. Es wäre vor allem auch für die Kinder schön, wenn sie nächstes Jahr wieder am ersten Mai ihre Tänze vorführen dürften“, sagt Waldinger. Er wünscht sich, dass sie wieder proben dürfen und natürlich auch, dass sein Verein wieder wächst.

Für Jennifer Bernhart (31), Krankenschwester aus Mühldorf, ist der Vereinsnachwuchs ebenfalls eine Herzenssache. Seit 2020 ist sie Jugendleiterin der Bambini. Ihr Ehemann Thomas ist schon seit seiner frühesten Kindheit im Trachtenverein. Ihre eigenen Kinder, zwei und fünf Jahre alt, wachsen damit auf.

„Unsere Bambini-Gruppe gibt es seit letztem Jahr wieder. Wir hatten eigentlich Großes vor, aber dann kam Corona. Mal wurde geprobt und dann haben wir wieder aufgehört, wenn die Zahlen wieder gestiegen sind“, erzählt die Jugendleiterin.

„Das Problem bei den Kleinen ist, dass sie zuerst zusammenwachsen müssen und wenn sie dann zusammengewachsen sind, so wie jetzt, dann muss man sie wieder auseinanderreißen, weil Proben verboten sind. Das ist natürlich sehr schade.“

Die Bambinis sind zwischen vier und sieben Jahre alt. Bernharts fünfjähriges Kind ist ebenfalls ein kleiner aktiver Trachtler. Ältere Kinder ab sieben gibt es aktuell dagegen keine im Verein. Woran das liegt, weiß sie nicht. Corona dürfte einer der Gründe sein. Erst ab dem 13. Lebensjahr sind wieder Jugendliche aktiv.

Aktuell sind 14 Kinder bei den Bambinis. Es gab jedoch auch Zeiten, da waren es bis zu 50 Kids. Proben sind von der Inzidenzzahl abhängig. Die letzte große Veranstaltung gab es im September. Der Gauverband I hatte unter dem Motto „Auf geht´s“ alle Trachtenvereine im Gauverband aufgerufen, auf dem Stadtplatz zu tanzen und zu platteln. Ein Zeichen, dass das Vereinsleben auch mit Corona weitergehen muss. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg.

Die weiteren Proben für den Nachwuchs waren schon fest eingeplant, doch Mitte November war wieder Schluss damit.

Jugendleiterin gibt nicht auf

Bernhart will aber nicht aufgeben, denn im Verein könnten Kinder und Jugendliche viel erleben. „Sie lernen bei uns die Tradition. Wir tanzen, machen Spiele, Grillfeste, schöne Ausflüge und vieles mehr. Wir würden so gerne gemeinsam wegfahren, aber Corona erlaubt es leider noch nicht.“ Zeltlager, Nikolaus- und Weihnachtsfeiern: Fehlanzeige. Wie andere Vereinsvertreter hofft sie auf Auftritte, bei denen sich der Verein präsentieren kann.