Vereinschronik des G.T.E.V. "Edelweiß" Mühldorf a. Inn

Das Jahr unserer Vereinsgründung 1919 war so kurz nach Ende des 1. Weltkrieges eine schwere Zeit, geprägt von politischer Verwirrung und wirtschaftlicher Depression.

Hohe Arbeitslosigkeit in Bayern zwang viele Menschen, sich außerhalb ihres Heimatgebietes Arbeit zu suchen. So war es nicht verwunderlich, dass gerade damals viele Arbeitssuchende in unsere Gegend kamen. Mühldorf z. B. gewann als Eisenbahnknotenpunkt immer mehr an Bedeutung, auch der Beginn des Innkanalbaus fiel in diese Zeit.

Im Oktober des Jahres 1919 trafen sich im Gasthof “Neue Welt” in Mühldorf einige Burschen und beschlossen einen Gebirgstrachtenerhaltungsverein, mit dem Namen “D’Gmüatlichen” Mühldorf zu gründen. Die Gründungsmitglieder waren zum Teil aus verschiedenen Teilen Bayerns nach Mühldorf gekommen, so zum Beispiel aus dem Chiemgau, dem Oberland und sogar aus dem Allgäu. Aber auch Einheimische konnten sich für diese Idee begeistern. Der Gründungsausschuß setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen:

1. Vorstand               Hans Putz
2. Vorstand              Jakob Abenthum
1. Kassier                  Franz Paulmeier
2. Kassier                  Georg Pichler
1. Schriftführer     Leopold Leitner
2. Schriftführer     Josef Kirmeier
1. Vorplattler         Max Steiner
2. Vorplattler         Alfons Bichler

Im ersten Jahr nach der Gründung beteiligte sich der junge Verein schon rege am Trachtengeschehen in ganz Ober- und Niederbayern. Zahlreiche Fahnenweihen und Stiftungsfeste wurden besucht, darunter in Landshut, in München-Sendling, in München-Laim und in Neuötting.

Am 4. Juli 1920 nahm eine Abordnung von fünf Mann an einem Preisplatteln in Neukirchen bei Traunstein teil. Unter den 160 Teilnehmern waren folgende Mühldorfer: Wolfgang Bredl jun., Max Steiner, Franz Hoffmann, Max Eder und Josef Amereller. Am 10. Oktober trat der Verein zum erstenmal in Mühldorf an die Öffentlichkeit und veranstaltete im Himmelsaal einen “Almkirta”.

In diese Zeit fiel aber auch die erste schwere Bewährungsprobe. Ende des Jahres 1921 spalteten sich etliche Mitglieder ab und gründeten und dem Namen “Edelweiß” Mühldorf einen eigenen Verein.

Am 11. Juni 1922 fand unter der Leitung des 1. Vorstandes Wolfgang Bredl die erste Fahnenweihe des GTEV “D’gmüatlichen Mühldorfer Stamm” Mühldorf a. Inn, wie man sich nun nannte, statt. Der Verein war damals schon Mitglied im Gauverband I. Die Patenschaft übernahm der GTEV Rosenheim 1 Stamm. Den Festakt leitete der damalige 1. Gauvorstand Thomas Bacher. Fahnenmutter war Frau Aicher, Bäckermeistergattin aus Mühldorf, und Fahnenbraut Anni Neumeier. Vier Musikkapellen und 46 auswärtige Vereine nahmen an dem leider verregneten Fest teil.

Im Juni 1927 beschlossen die Mitglieder der beiden Mühldorfer Trachtenvereine, sich wieder zusammenzuschließen. Es wurde nun der Name GTEV “Edelweiß” Mühldorf angenommen und Ende August die neue Vorstandschaft gewählt, die zu gleichen Teilen aus Mitgliedern der beiden Vereine bestand:

1. Vorstand               Franz Hoffmann
2. Vorstand               Josef Höfter
Kassier                        Albert Enzinger
Schriftführer           Edmund Rothböck
1. Vorplattler          Franz Paulmeier
2. Vorplattler          Franz Berger
Fähnrich                   Josef Obermeier
Vereinsdiener       Josef Berger
Revisoren                Bartl Obersteiner
                                       Josef Fellner

Unter dem späteren 1. Vorstand Josef Fellner wurde eine eigene Theatergruppe ins Leben gerufen, mit deren Hilfe die Vereinskasse kräftig gestärkt werden konnte.

Mit dem Jahr 1933 begann für den Trachtenverein “Edelweiß” die Zeit der Einvernahme und Gleichstellung. Auf Befehl von oben musste die Theatergruppe aufgelöst werden und sie ging in der Organisation “Kraft durch Freude” (KdF) der Deutschen Arbeits-Front (DAF) auf. 1935 wurden sogar noch sämtliche Theaterkulissen und Requisiten beschlagnahmt. Der größte Schlag traf den Verein durch die Katastrophe des 2. Weltkrieges. Viele Trachtenkameraden fielen an der Front oder starben in der Heimat bei den Bombenangriffen auf Mühldorf am 19. März und am 20. April 1945. Dabei wurden auch die Fahne und sämtliche Vereinsaufzeichnungen vernichtet.

Das Vereinsleben war vollkommen zum Erliegen gekommen. Doch schon Ende des Jahres 1946 fand eine erste Zusammenkunft statt und es konnten die Weichen, für den Neuaufbau des Vereins. In der ersten Generalversammlung nach dem Kriege am 20. Juli 1947 wurde die Vorstandschaft von Josef Fellner an Franz Ertl abgegeben. Das Vereinsgeschehen nahm nun wieder einen gewaltigen Aufschwung, denn schon am 11.09.1949 wurde in der Eberweinhalle ein Sängertreffen mit Teilnehmern aus Tirol, dem Egerland sowie Ober- und Niederbayern veranstaltet.

Am 17.09.1950 organisierte der 1. Vorstand Franz Ertl einen “Tag der Heimat und der Trachten”. Unter der Leitung von Kiem Pauli sangen u.a. die Aschauer Dirndl, die Riederinger Buam, die Heldensteiner Buam und die Taufkirchener Buam. Beim Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus sangen die Riederinger Buam zum erstenmal in Mühldorf die “Bauernmesse” von Annette Thoma.

Im April des Jahres 1951 schon, konnte bei der Firma M. Auer in München eine neue Fahne zum Kostenvoranschlag von 1100,- DM bestellt  werden, zugleich wurde Franz Ertl von Gustav Lenglachner als 1. Vorstand abgelöst.

Im selben Jahr trat die wiedergegründete Theatergruppe des GTEV “Edelweiß” Mühldorf, unter der Spielleitung des unvergessenen Mühldorfer Originals Albert Rambold, mit dem Stück “Adams Sündenfall”, an die Öffentlichkeit.

Am 24. August 1952 wurde die neue Fahne von Stadtpfarrer Josef Klapfenberger geweiht. Der 1. Vorstand. Gustav Lenglachner konnte dabei unter anderen den 1. Gauvorstand Dr. Konrad Adlmaier, sowie 39 auswärtige Vereine begrüßen, darunter als Patenverein “D’Schwarzenberger” Neukirchen. Frau Betty Lankes überreichte als Fahnenmutter dem Festverein das Fahnenband. Ihr schlossen sich als Fahnenbraut Resi Neuhauser, sowie als Vertreterin der Dirndl Rosi Bichler an. Das Gedenkband für die Toten heftete Resi Schimpfhauser an die neue Fahne. Das Ehrenband des Patenvereins übergab Loni Strehhuber aus Neukirchen, die Gegengabe des Festvereins an den Patenverein Anni Gruber.

Am 12.09.1953 legte Gustav Lenglachner sein Amt als 1. Vorstand nieder, Nachfolger wurde Kuni Berger.

Am 4. Dezember 1955 fand im vollbesetzen Turmbräugartensaal das 2. Gauliedersingen statt, mit Gruppen aus dem Gauverband I, darunter aus unserer Gegend, die Heldensteiner Buam und die Oberneukirchner Dirndl. Die Leitung hatte Hans Lobmayr aus Laufen.
Bei der Gaudeligiertenversammlung im Jahre 1956 in Bad Reichenhall wurde dem GTEV “Edelweiß” Mühldorf zum erstenmal die Ausrichtung des Gaufestes übertragen.

Bei herrlichem Sonnenschein fand am 17. und 18. August 1957 das 67. Gaufest des Gauverbandes I in Mühldorf statt. Beim Gauheimatabend, der unter der Leitung von Wastl Fanderl stand, konnte die Mühldorfer Eberweinhalle die 3000 Besucher kaum fassen. Am Sonntag, den 18. August, konnte der 1. Gauvorstand Dr. Konrad Adlmaier rund 4000 Trachtler und 15 Musikkapellen in den Mauern der alten Innstadt begrüßen. Schätzungsweise 20000 Zuschauer erlebten an diesem Tage das “seit Menschengedenken farbenbunteste Bild frohbewegter Menschenmassen”, wie der Mühldorfer Anzeiger am folgenden Tag schrieb.

Bei der Weihe der zweiten Fahne des GTEV Rosenheim 1 Stamm am 2. und 3. Juli 1960 übernahm der GTEV “Edelweiß” Mühldorf die Patenschaft.

Am 16.09.1961 legte Kuni Berger die Vorstandschaft des Vereins nieder, Nachfolger wurde Josef Punkes.

Unerwartet starb am 21. April 1968 der in Mühldorf ungemein beliebte und bekannte Spielleiter der Theatergruppe Albert Rambold.
Die Nachfolge übernahm Anton Sabold. am 7. September 1968 fand im Turmbräugartensaal in Mühldorf unter Führung des Gebietsvertreters Johann Schwab aus Burghausen, das erste Gebietstreffen des Gebiets Schwab statt. Aber auch im gesellschaftlichen Leben der
Stadt war der Trachtenverein stets aktiv. So wurde durch seine Initiative die Kapelle “Kleinötting”, wie sie im Volksmund genannt wurde, wieder errichtet. Über Jahrhunderte stand an der jetzigen Bundesstraße 12 eine Kapelle, an der die Pilger auf ihrem Weg nach Altötting letzte Rast mit frommer Andacht halten konnten, ehe sie den letzten Teil des Wegs in Angriff nahmen. Die Kapelle musste im Zuge von Straßenbaumaßnahmen weichen, doch immer wieder tauchte aus Kreisen der Bevölkerung der Wunsch auf, dieses Heiligtum wieder zu errichten.

Der Trachtenverein nahm sich der Sache an und erbaute mit Hilfe zahlreicher Mitglieder die Kapelle neu. Am 11. November 1973 konnte Stadtpfarrer Josef Klapfenberger die Kapelle einweihen.

Am 13. und 14. Juli 1974 fand im Beisein des 2. Gauvorstandes Max Reitner die Weihe unserer dritten Fahne , gestickt von der Fa. Miedl in Thann, statt. Patenverein war wieder einmal der GTEV Rosenheim 1 Stamm. Fahnenmutter war Anni Niederschweiberer, Fahnenbraut Ingrid Brandl und Trauermutter Kathi Patzelt. Das Erinnerungsband für die Dirndl und Buam übergab Ingeborg Gerstner und für den Patenverein Monika Osterhammer. Vom Patenverein heftete Rosmarie Stricker das Patenband an die Fahne. Anschließend zogen 48 Trachtenvereine und 5 Musikkapellen im Festzug durch die Stadt.

1975 war für den Verein ein ereignisreiches Jahr. Ende des Jahres 1974 legte Anton Sabold die Spielleitung der Theatergruppe nieder und gründete 1975 zusammen mit vielen Spielern einen eigenen Theaterverein. Als Nachfolgerin musste Gerda Saller nun ein schweres Amt übernehmen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gelang es ihr, aus den Reihen der Mitglieder eine neue Gruppe zu formen, die zu einem festen und geschätzten Bestandteil des Vereins wurde.

Am 1. Mai 1975 wurde in Mühldorf zum erstenmal nach 35 Jahren wieder ein Maibaum aufgestellt. Die Initiative dazu, ging von Stadtrat Josef Rauch und dem 1. Vorstand Josef Punkes aus.

Am 20. Juli 1975 feierte der Nachbarverein “D’Isentaler” Ampfing sein 65 jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe. Die Patenschaft übernahm der GTEV “Edelweiß” Mühldorf.

In der Generalversammlung am 9.10.1982 trat Vorstand Josef Punkes zurück und übergab sein Amt in jüngere Hände. Neuer 1. Vorstand wurde Paul Mayer.

Ein großes Erlebnis war für viele unserer Mitglieder die Teilnahme am großen Trachtenzug, anläßlich des 100. Jubiläums der bayerischen Trachtenvereine am 3. Juli 1983 in München. Rund 30000 Trachtler und 72 Musikkapellen zogen bei herrlichem Wetter durch die Straßen der Landeshauptstadt.

Die alte Tradition der Kirchweihfeier wurde von Jugendleiter Georg Pointvogl im Jahre 1984 wiederbelebt. Zusammen mit dem gesamten Verein feierte die Jugendgruppe auf dem Hacknerhof der Familie Sax in Altmühldorf, mit Kirtahutschn, Spielen, sowie Speis und Trank.

Am 4. Juli 1989 beteiligte sich der Verein an der großen Trachtenwallfahrt der Vereinigten Bayerischen Trachtenverbände, anläßlich des Jubiläums “500 Jahre Marienwallfahrt in Altötting.” 15000 Trachtler aus ganz Bayern waren gekommen, um ihre Verbundenheit mit der Patron Bavariae zu zeigen.

In der Generalversammlung am 09.10.1993 gab Paul Mayer sein Amt als 1. Vorstand ab, Nachfolger wurde Georg Waldinger.

Im selben Jahr am 22. Oktober 1993 erfolgte die Einweihung vom Mühldorfer “Haus der Vereine”. Auch der Trachtenverein fand darin seine Bleibe.

Am 4. Juni 1994 feierte der GTEV “Edelweiß” Mühldorf unter Leitung unseres 1. Vorstandes Georg Waldinger sein 75 jähriges Gründungsfest im kleinem Rahmen. In Anwesenheit des 2. Gauvorstandes Bernhard Pletschacher, unserer Patenvereine Rosenheim 1 Stamm, “D’Schwarzenberger” Neukirchen und “Isentaler Ampfing”, sowie zahlreicher Gebietsvereine wurde die restaurierte Fahne vom Jahre 1952 erneut gesegnet.

Am 15.07.1995 wurde auf der Gaudelegiertenversammlung in Söllhuben der GTEV “Edelweiß” Mühldorf mit der Ausrichtung des 107. Gaufestes des Gauverbandes I am 20. Juli 1997 beauftragt.

Treu dem guten alten Brauch !